Manchmal klappt Werbung. Im Februar hatten wir ja das Tinguely-Museum besucht und dort lag ein Flyer zu einer Turner-Ausstellung in Martigny auf. Und da dort noch ein paar weisse Flecken auf meiner GA-Landkarte liegen, stand der Plan. Kurz nach Ostern bin ich hingefahren. Zwei GA-Pendenzen habe ich dann auch abgebaut:
- Die Chemin de fer Martigny–Châtelard, die dann weiter bis Chamonix fahren würde (vermarktet als Mont-Blanc Express). Die Überraschung? Ich wusste nicht, dass wir in der Schweiz eine Bahn mit Stromschiene haben. Ich dachte immer, das sei vorallem eine britische Eigenheit. Die Bahn hatte mal auf fast der ganzen Strecke eine Stromschiene neben dem Gleis. Weil das etwas gefährlich ist, wurde dann auf Oberleitung umgestellt, wobei in den engen Tunnel der Platz dafür fehlt. Und so sind noch ein paar solche Abschnitte erhalten geblieben. Auf einer kurzen Wanderung zwischen Châtelard Frontière (der Endstation mti dem GA) und Châtelard stiess ich auf ein Maschinenhaus eines kleinen Wasserkaftwerks mit Blick auf eine Maschinengruppe von Vevey (Turbine) und Oerlikon (Generator), die sich hübsch präsentierten.
- Die Martigny-Orsières-Bahn (vermarktet als Saint-Bernard Express) mit der wesentlich später gebauten Stichstrecke nach Le Châble (–Verbier). Da war mal der Plan, eine Bahn bis ins Aostatal zu bauen. Es blieb bei den beiden kurzen Strecken in eine wunderbare Berglandschaft.
Martigny und seine Umgegend kannte ich noch nicht. Ist aber sehr zu empfehlen. Z.B. hat es ein römisches Amphitheater und eine Altstadt. Und der Turner? Ebenfalls empfehlenswert. Seinen Bildern mit diesem Licht wohnt eine Magie inne. Ich wusste, dass er mehrmals in der Schweiz war. Dass er gar eine Ansicht von Zürich gemalt hatte, wusste ich nicht. Noch bis zum 15. Juni 2023 ist die Ausstellung in der Fondation Pierre Gianadda zu sehen. Das ist ein Bau aus den 1970-er Jahren, mit viel Braun. Zum Glück wurde da nicht viel modernisiert. Irgendetwas fasziniert mich an der Architektur aus dieser Zeit. Vielleicht weil ich als Kind mit meinem Vater oft solche Bauten gesehen habe? In Biel zum Beispiel das Kongresshaus oder in Magglingen das Hauptgebäude der Sportschule (beides von Max Schlup). Sind es die Linien und die Grosszügigkeit der Räume? Das Spiel mit dem Beton? Ich weiss es nicht, aber mir gefällt es.
Etwas weiter die Rhône abwärts bin ich anderntags noch in St Maurice ausgestiegen. Der Grotte aux Fées stattete ich einen Besuch ab, mit ihrem eindrucksvollen unterirdischen Wasserfall. Und zum Schluss noch eine Besichtigung des Klosters. Im Eintrittspreis inbegriffen ist ein Audioguide. Wenn sie etwas kosten nehme ich die Dinger eigentlich nie. Ich weiss warum. Diese „Hörspiele“ sind gut gemeint, doch lenken sie seltsam ab von dem was vor einem ist. Heute muss alles als Erlebnis verkauft werden, in leicht verdaulichen Häppchen. Die Imagination und ein paar gute, umfassende Informationstafeln oder eine gut gemachte Broschüre finde ich besser. Man will ja wissen was man da sieht. Und zu sehen gab es einiges: Archäologische Ausgrabungen mit Gräbern und Mauern der alten Kirchen. Oder der Klosterschatz.
Ja, die Ecke am Rhoneknie (das auf Französisch der Rhoneellbogen ist) ist eine Entdeckung und hat mir gefallen. Vielleicht auf bald wieder einmal? Weitere GA-Pendenzen habe ich in der Gegend sowieso noch offen…
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.