Metz-Paris-Bordeaux

Gerne denke ich an den Sommer zurück. Nicht weil sein Wetter besonders gut war. Nein, das war wirklich nicht der Fall. Manche Idee eines Ausflugs kam nicht zustande wiel es zu kalt oder zu regnerisch war. Dafür haben wir als Familie eine Reise nach Frankreich unternommen. An drei Orten machten wir Station.

Unser erster Stopp für ein paar Tage war Metz. Das ist off the beaten path. Ein sehr lebenswerter Ort an der Mosel mit einer beeindruckend schönen Kathedrale. Französisch war nie meine Stärke. Das in meiner Schulzeit topmoderne und hippe Sprachlabor hat mir nachhaltig die Freude verdorben. Umso mehr erstaunt war ich, dass ich einer Führung durch die Kathedrale eigentlich problemlos folgen konnte. Diese lohnt sich in jedem Fall zu besuchen.

Passage de l’Amphithéatre in Metz

Zwischen unserem Hotel und dem Centre Pompidou Metz mussten wir durch eine Unterführung, welche die Bahnhofsgleise unterquerte. Da dort gerade gebaut wird, war sie nahezu verkehrsfrei. Mir gefiel, wie die Lücken zwischen den Gleisen das Licht modulieren.

Natürlich haben wir auch die Ausstellung dort besucht. Wir gingen etwas planlos dort hin und waren dann überrascht, dass dort gerade Werke von Maurizio Cattelan gezeigt wurden. Wir hatten also die Ehre, Die Banane schlechthin zu sehen. Also die mit Ducktape an einer weissen Wand aufgeklebte Banane. Wie ich im nachhinein erfahren habe, hat in ebendieser Ausstellung ein Besucher aus Protest gegen dieses überteuerte Kunstwerk die Banane kurzerhand aufgegessen. Unserem Sohn gefiel nebst der Banane aber auch ein überdimensionierter Töggelikasten (dt. Tischfussballtisch), der so lang ist, dass zwei Mal 11 Personen gegeneinander spielen konnten. Kunst ist einfach herrlich.

Metz, Bahnhof Gleis 1.

Nach drei Nächten und zwei Treffen mit unseren Verwandten verliessen wir die Stadt wieder per TGV in Richtung Paris, wo wir eine Nacht blieben. Mein Sohn und ich schauten uns schon vor Jahren auf Arte die Doku „Dans le ventre de l’Orgue de Notre-Dame“ an. So war klar, dass wir die renovierte Kathedrale besichtigen mussten. In der Doku wurde sie meist menschenleer gezeigt, real ist sie natürlich proppenvoll mit Besuchern, wie wir sie waren. Trotzdem freuten wir uns an der Schönheit dieses nun auffällig hellen Baus.

Am Abend ruhen wir uns im Hotel aus, wo ich dann plötzlich aus dem Fenster die Vögel erblickt habe, die sich auf Antennen und Drähten über den Dächern eine Pause gegönnt haben. Wenige Minuten danach waren sie wieder weg.

Vögel über den Dächern von Paris.

Am nächsten Tag kamen dann der Eiffelturm und die Place Charles de Gaulle an die Reihe, wobei wir den letzteren im Linienbus durchfahren haben. Da drüber fahren lasse ich lieber die Profis machen…

Und dann ging es zur Gare Montparnasse, von wo uns der TGV in etwas mehr als zwei Stunden in die rund 600 km entfernte Stadt Bordeaux gebracht hat. Wie sähe die Schweiz aus, wenn Zürich-Genf in einer Stunde zu bewältigen wäre? Vermutlich wären die Gräben zwischen den Sprachregionen kleiner als sie es heute immer wieder mal sind.

Bordeaux, Quai Richelieu

An Bordeaux gefällt mir, dass wenn man im Restaurant ein Glas Wein bestellt, dass da Bordeaux gereicht wird. Das spricht schon mal für den Ort. Und die Altstadt beeindruckt sehr, gerade wenn man Orte wie die Quai Richelieu entlang dem Fluss Garonne sieht. Ein Spaziergang dort lohnt sich. Gerade diesen Sommer war es dort besonders ruhig: Die pont de pierre, die alte, rund einen Kilometer lange Steinbrücke, wurde saniert. Lange war das der einzige Übergang, gefolgt von der von Gustave Eiffel erbauten Eisenbahnbrücke.

Gebäude im Quartier Mériadeck

Ganz anders gibt sich die Stadt im Neubauquartier Mériadeck. Da hat es viel béton brut. Die Architektur ist teilweise ganz gelungen, anderes ist einfach Stangenware mit viel Glas und Stahl. Ein enormer Kontrast zur Altstadt.

Tramgleise in Bordeaux. Die Schiene zwischen den Gleisen dient der Stromversorgung.

Witzig fand ich das Tram. Da das Altstadtbild nicht durch Oberleitungen beeinträchtigt werden soll, bezieht das Tram den Strom auf den betreffenden Strecken aus einer Mittelschiene. Diese besteht aus ca. 8 m langen Segmenten, die nur dann Strom führen, wenn sich gerade ein Tram darüber befindet. Sonst sind sie stromlos. Also so etwas wie eine intelligente Märklin-Eisenbahn in Lebensgrösse.

Dune du Pilat, Arcachon

An einem Tag machten wir einen Ausflug zur höchsten Düne Europas in Arcachon. Von der Bushaltestelle geht es dann ein paar hundert Meter noch und plötzlich steht man vor einem riesigen Sandberg, der Dune du Pilat. Der Weg nach oben ist wegen des Sandes anstrengend, aber die Aussicht auf das Meer und die Düne sind dermassen grandios dass es sich allemal lohnt. Wir rannten dann runter ans Meer. Es hat auch einen kleinen Streifen am Strand wo man baden kann, was wir uns nicht entgehen liessen.

Praktische Informationen

An den von uns besuchten Orten kommt man gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurecht. Die Ticketsysteme sind unterschiedlich:

In Metz kauft man eine Einzelfahrt und erhält eine Billet, das an den Automnaten mehrfach wieder mit demselben Wert aufgeladen werden kann. Die Buslinien sind zahlreich und fahren oft. Im Sommer fahren auf der Mosel Solarboote, die mit den normalen Bustickets benutzt werden können. Entschleunigend und sehr zu empfehlen.

Über Paris muss man eigentlich nichts schreiben. Der öV ist gut ausgebaut und die Métro ist legendär. Die Papiertickets von einst mit dem charakteristischen Magnetstreifen sind komplett durch wiederaufladbare Karten namens navigo easy ersetzt. Diese können mit einer App auf dem Smartphone mit beliebigen Tickets aufgeladen werden. Etwas verwirrend ist, dass für Busse und die Métro unterschiedliche Tarife gelten und man für beide entsprechende Tickets vorher geladen haben muss. Aber man gewöhnt sich dran.

Bordeaux hat seit einigen Jahren wieder ein Tramnetz, das zuverlässig funktioniert. Just diesen Sommer war aber die pont de pierre wegen Sanierungsarbeiten gesperrt. Einige Tramlinien waren daher unterbrochen, insbesondere die vom Bahnhof in die Altstadt. Aber das sollte mittlerweile wieder vorbei sein. Praktisch ist das 72h-Ticket, das zu beliebig vielen Fahrten mit Tram und Bus berechtigt.

Die dune de pilat ist von Bordeaux aus bestens erreichbar. Nach Arcachon fahren stündlich TER-Züge. Eine Buslinie bringt einen dann entlang der Küste zur Düne. Im Sommer gibt es einen Expressbus, der auf der Überlandstrasse im Hinterland verkehrt. Er ist schnell, dafür bietet er landschaftlich nicht viel.

Zu den einzelnen Stationen sind wir mit dem TGV gereist. Angenehm und schnell.

Hinweis: Wer den Text aufmerksam gelesen hat, ist wohl etwas verwundert, dass ich nicht alles bebildert habe. In Frankreich wird das Bildrecht wesentlich restriktiver ausgelegt als bei uns im deutschsprachigen Raum. Daher bin ich zurückhaltend. Alle Bilder wurden von öffentlich frei zugänglichen Orten gemacht.


Beitrag veröffentlicht

in

von