
Der Winter ist zwar vorbei, doch die Erinnerung daran nicht. Wir hatten nämnlich ein Problem: Langlauf für mich, Alpin für den Rest der Familie. Wohin zusammen gehen? Keine einfache Sache. Und noch schnell erreichbar soll es sein, am besten per Bahn. Die Entdeckung: Kandersteg. Ruhiges Skigebiet, gute Loipen, wunderschöne Landschaft. Und von uns aus in ca. 2 Stunden erreichbar, Tür zu Tür. Das war unsere Entdeckung in diesem Winter. Mehrmals fuhren wir hin.

Das kleine Skigebiet ist herrlich entschleunigt. Keine Beschallung. Wunderbar. Herrlich auch die Begegnung auf dem zugefrorenen Oeschinensee. Das ist ja so ein Instagram-Hotspot geworden. Wo ich dorthin spaziert bin, fragte mich ein Paar aus dem Ausland „Do you know where Lake Oeschinen is?„. „You are right at its shore. The white plain in front of you is it.“ Sichtlich schockiert sahen mich die beiden an. Ich wusste noch nicht was los war und sagte ihnen, der zugefrorene See könne begangen werden. Man sieht ja die Leute am spazieren. Das Eis ist dick genug, es ist sicher. Ich ging dann munter los und genoss die Weite, das Tal und das Gefühl, auf einem See zu spazieren. Wo ich dann retour zur Bergstation spaziert bin, habe ich das Paar wieder getroffen und gefragt, ob es ihnen gefallen hat. „Uhm, yes, sort of. But we have to come back in summer.“ Jetzt erst war es mir klar: Die wollten den See in türkisblau sehen, nicht in weiss. Vielleicht kommen sie wieder. Aber so ruhig wie es an dem Tag dort oben war, wird es im Sommer nicht sein. Das habe ich ihnen verschwiegen. Vielleicht wird sie das aber auch nicht stören.


Kandersteg ist für viele ein Durchgangsort. Die eine Langlaufloipe im Tal verläuft neben den Gleisen zum Lötschbergtunnel. An Wochenenden mit viel Ferienverkehr ist dann dauernd was los. Ein Autozug nach dem anderen verkehrt zum und vom Tunnel, voll beladen mit Fahrzeugen. Alle auf der Durchreise.


Ohne die Bahn wäre Kandersteg ein anderer Ort. Vielleicht wäre es einfach ein kleines Nest, das kaum jemand beachten würde. Vielleicht kämen trotzdem viele Touristen, vielleicht wegen des Oeschinensees. Die Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn war die zweite grosse Alpenbahn in der Schweiz. Vergleichsweise spät gebaut, viel später als der Gotthard. Darum auch damals moderner. Sie fuhr immer elektrisch, von Beginn weg. Das war dann ihr Vorteil im ersten Weltkrieg. Und heute ist es der Autoverlad, der macht, dass die Bergstrecke gebraucht wird, trotz Basistunnel, der ja bereits überlastet ist.


Langlauf war mal eine Trendsportart. Dann wieder nicht. Doch sie hat ihre Nische erfolgreich behalten. Ich mochte die Hektik des Alpinfahrens nie. Das Gewusel vor den Skiliften und Gondeln. Das war nicht mein Ding.
Langlauf ist ruhig, erlaubt den Austausch mit der Landschaft, hat Musse. Man kommt vorwärts, recht schnell sogar. Und man ist oft allein. Das mag ich. Die Steigerung davon wäre wohl das Skitourenfahren. Vielleicht sollte ich mir das Alpinfahren als Vorstufe dazu doch noch beibringen. Einen Versuch habe ich diesen Winter gemacht. Das erste Mal stand ich auf Alpinskiern und buchte eine Lektion bei einem Skilehrer. War noch lustig. Mal schauen, ob da noch was daraus wird.