Einsturz der Hängebrücke in Port 1993

Das Digitalisieren meiner alten Schwarzweissbilder macht Spass. Da finden sich belanglose Dinge, Serien von irgendwelchen Anlässen, aber auch Bilder von Spaziergängen und speziellen Ereignissen. So dieses Bild von der ehemaligen Hängebrücke über die Zihl.

Die eingestürzte Hängebrücke, aufgenommen irgendwann in der zweiten Julihälfte 1993.

Tja, die Ortsbezeichnung ist etwas trickreich, denn wohl viele Ortsansässige würden die Brücke in Nidau verorten und meinen, sie verbinde Nidau mit Port, was nicht stimmt, denn sie verbindet streng genommen Port mit Brügg. Egal. Am 16. Juli 1993 um ca. 11 Uhr ist sie eingestürzt [1]. Sie war wegen Sanierungsarbeiten gesperrt. Ein paar Wochen später war dann auch der Grund klar: die Konstruktion der Verankerung war mangelhaft. Die Seilklemmen hätten zwar ausreichen sollen, aber irgendwie hatten sie sich gelöst, eventuell durch die Sanierungsarbeiten. Schon bald darauf wurde ein Wiederaufbau beschlossen [3]. Am 25. März 1995 wurde dann die neue, breitere Brücke eingeweiht.

Ein ungewohntes Bild: Zihleinmündung in die Aare ohne Hängebrücke. Wer gut hinschaut findet die Reste der alten Brücke am Ufer liegen.

Interessant ist es ja wieder, in dieses Zeitungsarchiv e-newspaperarchives.ch einzutauchen. Die Brücke wurde offenbar am 19. März 1941 eröffnet, nach angeblich nur zweiwöchiger (!) Bauzeit durch eine Sappeureinheit. Das Seil sei ein altes von der Leubringenbahn. In den neueren Artikeln steht allerdings, das Seil sei von der Magglingenbahn gewesen. Irgendwie scheint mir das Seil aber etwas zu dünn für die lange Magglingenbahn, wo zumindest heute doch wesentlich dickere Seile im Einsatz sind.

Überreste des einen Pfeilers. Je drei Seile waren auf den beiden Seiten geführt.

Kummer hat die Brücke auch schon früher bereitet. Im Oktober 1960 musste sie wegen Einsturzgefahr gesperrt werden: die Holzbohlen waren morsch geworden [6]. Diese wurden dann durch die Betonelemente mit Holzbohlen drauf ersetzt, die ich noch in Erinnerung habe. Der zweite Artikel ist noch witzig zu lesen. Da hat doch der offensichtlich nicht so technisch bewanderte Autor sich von einem Artikel in einer Science et vie inspirieren lassen, der wohl auf den Einsturz der Tacoma-Bridge Bezug nimmt. Der Film davon ist ein Klassiker im Physikunterricht und wird oft fälschlicherweise als Resonanzanregung unterrichtet, was so nicht stimmt, siehe z.B. in der Wikipedia [7].

So, die kleine gedankliche Zeitreise ist vorbei. Die Bilder haben mich dazu verführt. Was wohl noch kommen wird? Weitere Negativstreifen warten noch auf ihre Entdeckung.

Kamera: Minox GT-E, Film: Ilford HP5 Plus, in ID-11 entwickelt. Aufnahmedatum: irgendwann in der zweiten Julihälfte 1993.

[1] Bieler Tagblatt, 17. Juli 1993
[2] Der Bund, 5. August 1993
[3] Der Bund, 28. Juli 1994
[4] Bieler Tagblatt, 27. März 1995
[5] Bieler Tagblatt, 20. März 1941
[6] Bieler Tagblatt, 3. Oktober 1960 und Bieler Tagblatt, 5. Mai 1962
[7] Einsturz der Tacoma Narrows Brücke, abgerufen am 12.8.2023


Beitrag veröffentlicht

in

,

von